Warum eine Magnetband-Migration immer noch wichtig ist!

Dienstag, 26. September 2017 von Michael Nuncic

Das Magnetband ist längst nicht tot. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Unschlagbar niedrige Kosten der Speichermedien in Relation zum Speicherplatz und dazu die enorm lange Haltbarkeit der Magnetbänder. Häufig wird vom Tape als dem Methusalem der Speichermedien gesprochen, da es sich dabei um die zweite Computer-Speichertechnologie nach den Lochkarten handelte. Kaum jemand hätte sich vor fast 60 Jahren vorstellen können, dass dieser Art der Datenspeicherung ein so langes Leben beschieden sein würde. Dieser Vorteil kann sich allerdings im Laufe der Jahrzehnte zu einer großen Herausforderungen für Unternehmen entwickeln: Nämlich genau dann, wenn archivierte Daten nach einigen Jahrzehnten wiederhergestellt werden sollen.

Egal in welchem Land, einige Branchen haben enorm lange Aufbewahrungsfristen für sensible oder geschäftskritische Daten, man denke nur z.B. an die Energiewirtschaft oder an Flugzeughersteller. Ob Atom- oder Kohlekraftwerk – viele sicherheitsrelevante Informationen wie z.B. Konstruktionszeichnungen oder Datenblätter über noch so kleine Anlagenteile und vieles mehr müssen über mehrere Jahrzehnte aufbewahrt werden, um vielleicht später einmal zu Rate gezogen werden zu können. Das gleiche gilt auch für die Flugzeugproduktion. Manche dieser Entwicklungen dauern 10 Jahre oder mehr und es kann durchaus sein, dass eine früher aus verschiedensten Gründen gestoppte Entwicklung später wieder aufgenommen werden soll. Dann muss auf das alte Material wieder zurückgegriffen werden.

Und genau hier liegt die Gefahr: Wenn man zwar die Daten vor Jahrzehnten auf Tapes gespeichert, sich aber in den folgenden Jahren weder um die Überprüfung der Bänder gekümmert hat, noch um das notwendige Equipment. In vielen Fällen sind solche Archiv-Backups zusammen mit der notwendigen Hardware in den Augen von Controllern nur lästige Ausgaben. In der Folge verschwinden im Laufe der Jahre häufig sowohl die alten Magnetband-Laufwerke als auch die passenden Backup-Lösungen. Die Verantwortlichen gehen einfach das Risiko ein, dass die Tapes niemals wieder benötigt werden. Trotzdem kommt dann irgendwann der Zeitpunkt, an dem genau diese Informationen von den Tapes benötigt werden. Was nun?

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein Flugzeughersteller hat noch Konstruktionsdaten von einem besonders aerodynamischen Typ auf alten Archivtapes und möchte auf dieses Material zurückgreifen. Nach kurzer Recherche im Unternehmen wird klar, dass nur noch die Bänder vorhanden sind und sonst nichts. In diesem Fall müssen die Daten von den Tapes umfangreich durch einen Datenrettungsexperten wie Ontrack wiederhergestellt werden, was je nach Umfang der Daten und technisch bedingt ziemlich lange dauern kann.

In einem anderen Szenario hat das Unternehmen noch das alte Equipment und die Legacy-Backup-Software-Lösung, allerdings dauert das Auslesen der alten Daten ziemlich lange und ist zudem auch ziemlich gefährlich, weil die Bandlaufwerke nicht ausreichend gepflegt wurden und so die Gefahr besteht, dass die Tapes bei Auslesen dauerhaft beschädigt werden können. Außerdem läuft die alte Backup-Software auf einem antiken Betriebssystem mit entsprechend alten Treibern, sodass allein das Vorbereiten des Auslesens schon große Mühe für den verantwortlichen IT-Administrator bedeutet.

In beiden Fällen sollte das betreffende Unternehmen seine wichtigen Alt-Daten sowohl auf eine aktuelle Backup-Software als auf neue Bänder migrieren. Zwar ist es tatsächlich so, dass Magnetbänder bis zu 30 Jahre ohne Probleme halten können. (Im Reinraum von Ontrack Deutschland haben wir bereits Tapes aus den Siebzigern wieder zum Laufen gebracht. Das wären fast 50 Jahre). Der Zugriff auf die darauf gespeicherten Daten wird aber zu einer Herausforderung nach so vielen Jahren.

Aus diesem Grund sollten Unternehmen, deren Daten über mehrere Jahrzehnte aufbewahrt werden müssen, im besten Fall die Daten spätestens alle 10 Jahre sowohl auf die neueste Software-Version ihrer Backup-Lösung migrieren als auch überprüfen, ob das benutzte Bandformat noch relativ aktuell ist beziehungsweise noch unterstützt wird. (Wie ein Migrations-Prozess konkret abläuft, erfahren Sie hier.) Die Magnetbänder an sich sollten dabei am besten jährlich überprüft werden, ob sie noch funktionieren und auslesbar sind. Viele Bandformate namhafter Hersteller wie z.B. von IBM sind heute eigentlich nur noch im Museum zu finden und werden von Backup-Lösungen nicht mehr unterstützt. Das LTO-Format hat sich dabei in fast allen Bereichen durchgesetzt und wird jetzt von fast allen Tape-Backup- und -Hardware-Anbietern unterstützt. Da Bandlaufwerke und Backuplösungen des aktuellen  LTO-Standard immer nur rückwirkend zwei Generationen unterstützt, muss man diesen Fakt in seiner Planung für die kommenden Jahrzehnte stets mit einkalkulieren und solche Tapes oder Backup-Lösung müssen dann gegebenenfalls, ebenfalls migriert oder aktualisiert werden.

Generell sollte man sich bei Datenarchivierung auf Tapes bereits frühzeitig einen Plan machen, wann ein Upgrade auf die aktuelle Software-Lösung bzw. auf das aktuellste Bandformat notwendig wird, sodass man bei Bedarf auf seine Legacy-Backup-Daten zugreifen kann. Sowohl für die Migration von Bandinhalten in ein neues Bandformat als auch die Migration von Legacy-Backup-Daten in ein neues Softwareformat einer neuen gewünschten Backup-Lösung eines anderen Herstellers bietet Ontrack die passenden Dienstleistungen. Die Experten haben dabei nicht nur das passende Equipment zum Auslesen der alten Bänder sondern auch das notwendige Know-how und die notwendigen speziellen Software-Werkzeuge zum Konvertieren der Daten in das neue Backup-Format.

Ontrack Datenrettungsblog

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