Datenspeicherung im Laufe der Zeit

Donnerstag, 6. März 2014 von Philipp Lohberg

Speicherfähig für immer?

Sie sollen fast ewig haltbar sein: die Quarz-Speicherscheiben, die Wissenschaftler der britischen University of Southampton entwickelt haben. 360 Terabyte passen auf das gläserne Speichermedium. Die vom Optoelectronics Research Centre (ORC) der Universität entwickelte 5D-Speichertechnik verwendet Nanostrukturen, die mit einem ultraschnellen Laser in eine Quarzscheibe eingeprägt werden. Die dabei entstehenden winzigen Punkte polarisieren das zum Auslesen verwendete Laserlicht, wodurch das Abrufen der gespeicherten Daten mit Hilfe eines optischen Mikroskops und eines Polarisationsfilters möglich wird.

Die auf den gläsernen Scheiben gespeicherten Daten sollen bei Zimmertemperatur quasi unbegrenzt haltbar sein, bei 160 Grad Celsius immerhin noch stolze 13,8 Milliarden Jahre. Ob dann allerdings noch eine Möglichkeit existiert, die Daten auch auszulesen wird die Zukunft zeigen.

Geschichte der Datenspeicherung 

1834 – Charles Babbage, ein englischer Mathematiker, Philosoph und Erfinder baut (fast) die erste mechanische Rechenmaschine „Analytical Engine“, die als Vorläufer des modernen Computers gilt. Ihre Recheneinheit wurde 1991 fertiggestellt.

1889 – Der amerikanischer Ingenieur Herman Hollerith erfindet die elektrische Tabelliermaschine zur Auswertung von Lochkarten.

1932 – Der Trommelspeicher, der Vorläufer der modernen Festplatte, wird von Gustav Tauschek, einem österreichischen Pionier der Informationstechnik entwickelt.

1943 – Mit Colossus entsteht in England der erste programmierbare Computer. Er diente zur Entschlüsselung deutscher Funksprüche. Colossus arbeitete mit 2500 Elektronenröhren.

1947 – In den USA wird die „Verzögerungsleitung“ patentiert. Dieses korrekt „Laufzeitleitung“ genannte elektronische Bauteil war der erste dynamische Hauptspeicher.

1948 – Der englische Ingenieur Frederic Calland Williams entwickelt mit dem britischen Computer-Pionier Tom Kilburn die Williams-Kilburn-Röhre – den ersten Arbeitsspeicher RAM (random-access memory), deutsch Direktzugriffsspeicher.

1951  – Der amerikanische Computerhersteller Remington-Rand verkauft den ersten kommerziellen Computer, den UNIVAC I (UNIVersal Automatic Computer I).

1956 – Jay Wright Forrester, ein amerikanischer Pionier der Computertechnik und der Systemwissenschaft, entwickelt den Magnetkernspeicher.

1956 – IBM bringt den IBM 305 RAMAC auf den Markt. Er ist der erste kommerzielle Computer mit einer Festplatte. Die „350 Disk Storage Unit“ hat eine Speicherkapazität von 4,375 Megabyte und wiegt eine Tonne.

1963 – Philipps präsentiert auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin die Compact Cassette mit dazugehörigem „Pocket Recorder“. Als Music Cassette und Datasette wird sie der erste magnetische Datenträger für die breite Masse.

1968 – Memorex liefert die erste IBM-kompatible Festplatte aus.

1970 – Der Festplattenhersteller Western Digital wird gegründet.

1971 – IBM bringt die 8-Zoll Diskette auf den Markt. 1978 folgt die 5,25 Zoll und 1984 die 3 ½ Zoll Diskette.

1973 – SCAMP, der erste portable Computer der Welt, wird entwickelt. 1975 kommt er als IBM 5100 auf den Markt mit eingebautem 5-Zoll-Bildschirm, Tastatur und Bandlaufwerk. Der Computer wird ein Flop.

1977 – Elison, Miner und Oates entwickel für die CIA ein Datenbanksystem, dem sie den Namen ORACLE geben. Die Firma ORACLE ist heute eine der größten Softwareschmiden der Welt.

1978 – Norman Ken Ouchi beantragt das erste Patent für ein RAID („redundant array of inexpensive disks“, später aus Marketinggründen „redundant array of independent disks“).

1979 – EMC wird gegründet, konzentriert sich auf Speichertechnologie und steigt innerhalb weniger Jahre zu einem der wirtschaftlich erfolgreichsten Unternehmen der USA auf.

1980 – Shugart Technology – später als Seagate Technology größter unabhängiger Festplattenhersteller -  stellt die erste 5 ¼-Zoll Festplatte vor.

1980 – die Standards für das neue optische Speichermedium compact disc (CD) wird festgelegt. CDs dienen anfangs ausschließlich der digitalen Audio-Aufzeichnung (CD-DA).  Die Daten-CD (CD-ROM) kam 1985 auf den Markt, die wiederbeschreibbare CD (CD-RW) 1990. Die DVD folgte 1995, und 2001 war das Jahr der Blu Ray Disc.

1980 – der erste NAS (Network Attached Storage – ans Netz angeschlossener Speicher) wird an der Newcastle Universität (Großbritanien) vorgeführt. Dieser Speicher stellt die Daten allen Benutzern eines Netzwerks zur Verfügung.

1981 – Der IBM Personal Computer (PC) wird vorgestellt. Das Modell 5150 ist der Urgoßvater unserer Desktop-PCs. Er hatte keine Festplatte, sondern ein oder zwei Diskettenlaufwerke für 5 ¼ Zoll Disketten (sogenannten Schwabbeldisks) und einem Arbeitsspeicher von maximal 256 Kbyte.

1982 – Microsoft entwickelt das NTFS (New Technology File System). Es ist ein proprietäres Dateisystem für das Windws NT Betriebssystem und kommt in den heute gebräuchlichen Betriebssystemen (XP, Windows 7 und 8) zum Einsatz.

1984 – Bei Toshiba erfindet Dr Fujio Masuoka den Flash-Speicher. Diese Speicherart kommt in Speicherkarten (zum Beispiel für Digitalkameras und Smartphones),  MP3-Playern, USB-Sticks und – seit neuerer Zeit – in Festplatten (SSD) vor.

1984 – PCs Limited wird von Michael Dell in einem Zimmer eines Studentenwohnheims gegründet. Dell verkauft selbst zusammengeschraubte IBM-kompatible PCs. Die 1987 in „Dell“ umbenannte Firma  entwickelte sich zu einem der größten Unternehmen in der Branche.

1984 – Steve Jobs stellt den Apple Macintosh vor.

1985 – Ontrack Disk Manager wird veröffentlicht.

1986 – SCSI (Small Computer System Interface - ein Protokoll zur Steuerung der Kommunikation zwischen PC und Geräten wie CD-Laufwerk, Drucker, Scanner, Festplatte) wird von der ANSI (American National Standards Institute) standardisiert.

1987 – Toshiba führt den Flash-Speicher am Markt ein. Nötig wurden die kleinen Speicherbausteine, die zur Erhaltung der gespeicherten Information lange Zeit keine Energie benötigen, durch die Miniaturisierung von Digitalkameras. Auch wurden erst durch sie MP3-Player und Smartphones möglich.

1987 – Ontrack führt die erste kommerzielle Datenrettung durch.

1988 – An der University of California in Berkeley, USA veröffentlichen Patterson, Gibson und Katz die Publikation „A Case for Redundant Arrays of Inexpensive Disks (RAID)“. Übersetzt bedeutet das: „Redundante Anordnung kostengünstiger Festplatten“. Aus Marketinggründen wurde später "kostengünstig" durch "unabhängig" (indipendent) ersetzt. Das Akronym RAID konnte weiter benutzt werden.

1990 - IBM, HP und Seagate entwickeln den Linear Tape-Open (LTO)-Standard zur Marktreife. Die Bandkassetten, die bis zu 10 PB Daten speichern können, sind speziell auf Roboter zugeschnitten, die die Bänder zur Datensicherung verwalten.

1991 – der finnische Informatik-Student Linus Torvalds schreibt für das Minix-Betriebssystem seines 386 IBM-PCs eine Terminal-Emulation, um den Rechner mit dem Uni-Computer und dem Internet zu verbinden. Schnell wandelt sich das Programm und wird auf dem ftp-Server der Universität Helsinki kostenlos allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Der ftp-Ordner hieß „linux“.

1992 – Ontrack befasst sich mit dem ersten Fall von Computerforensik.

1992 – Der französische Programmiere Rémy Card entwickelt das extended file system für Linux.  Das EXT ist lange Jahre das Standarddateisystemdes Linux-Betriebssystems.

1994 – Geburtsjahr von Thin Provisioning („schlanke Speicherzuweisung“). Thin Provisioning bezeichnet ein kostengünstiges Verfahren zur Bereitstellung von Speicherkapazität in virtualisierten Speicherumgebungen.

1995 – Der israelische Flash-Speicher-hersteller M-Systems entwickelt die erste kommerziell relevante SSD. Sie wird DiskOnChip (DoC) getauft.

1995 – Das relationale Datenbanksystem MySQL wird beim schwedischen Unternehmen MySQL AB entwickelt. Es ist heute eines der am weitesten verbreiteten Datenbanksysteme.

1996 – Ontrack führt die erste Datenrettung an einer SSD durch.

1996 – Das erste Handy mit Internetanschluss kommt auf den Markt. Der Nokia 9000 Communicator hat eine ausklappbare Qwertz-Tastatur, konnte Emails und Faxe versenden und empfangen und mit dem integrierten Browser im Internet surfen.

1997 – Onttrack praktiziert die erste kommerzielle Datenrettung übers Internet.

1997 - Ontrack meldet die Fernwiederherstellung von Daten zum Patent an.

1997 – Die Domain Google.com wird registriert.

1999 – Die Datenrettungssoftware Ontrack Easyrecovery kommt in den Handel.

1999 – Markteinführung von VMware Workstation – mehrere virtuelle Betriebssysteme können auf einem Standardcomputer betrieben werden.

2003 – UBS Warburg wurde zur Zahlung von 29 Millionen US-Dollar  an die ehemalige Angestellte Laura Zubulake  verurteilt. Mitarbeiter der Firma hatten für den Fall relevante E-Mails unwiederbringlich gelöscht, was vom Gericht als vorsätzliche Löschung der Daten angesehen wurde, da das Unternehmen auch über kein entsprechendes Dokumenten-Management-Programm verfügte

2005 – Compellent entwickelt die automatische Speicherverwaltung „Storage tiering“, bei der die häufig benötigten Daten auf schnelleren, die seltener benötigten und speicherhungrigen Daten automatisch auf preiswerteren Laufwerken gespeichert werden.

2007 – Ontrack führt die erste Datenrettung von VMware durch.

2007 – Das erste iPhone wird von Steve Jobs (Apple) vorgestellt.

2008 – Ontrack rettet die Daten einer Festplatte des 2003 verunglückten Space Shuttles Columbia.

2008 – In San Francisco wird Dropbox gegründet. Damit beginnt die Zeit des Speicherns in der Cloud.

2009 – Ontrack führt die erste Datenrettung in der Cloud durch.

2010 – Apple bringt das iPad auf den Markt

2010 – Der Hybride Parity-basierte Festplatten-Array  (HPDA - Hybrid Parity-based Disk Array) wird vorgestellt. Die Kombination aus SSD und HDD verspricht höhere Sicherheit und bessere Performance.

2013 – Es gelingt Bio-Wissenschaftlern, die DNA als Speichermedium zu benutzen.

2014 – Das kalifornische Unternehmen Tango stellt den ersten spielefähigen Quad-Core Windowes PC in der Größe eines Smartfones vor.

Ontrack Datenrettungsblog

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