Dienstag, 13. Dezember 2016

Welche Hausmittel helfen bei drohendem Datenverlust?

Kroll Ontrack räumt mit Mythen rund um die Datenrettung auf

Kroll Ontrack, Experte für Datenrettung und eDiscovery, bekommt es häufig mit Fällen zu tun, in denen Hausmittel zur Datenrettung angewendet wurden und entweder nichts gebracht oder einen Datenverlust noch verschlimmert haben. Kroll Ontracks Experten-Team hat sich deshalb dazu entschlossen, einige der Mythen rund um die Datenrettung genauer anzusehen und ein paar Dinge klarzustellen.

Kroll Ontracks Top 10 Datenrettungsmythen

  • Mit Reis kann ein nasses Gerät getrocknet und so drohender Datenverlust verhindert werden Falsch! Es wird häufig angenommen, dass Reis Flüssigkeit aus einem Gerät herausziehen kann. Aber das stimmt leider nicht. Der Reis wird zwar keinen weiteren Schaden anrichten, das Problem aber leider auch nicht lösen.
  • Ein überhitztes Gerät in den Kühlschrank zu legen hilft dabei, es wieder abzukühlen Wahr und falsch! Manchmal, abhängig von der Ursache der Überhitzung, kann man ein überhitztes Gerät wieder funktionsfähig bekommen, indem man es kurz in den Kühlschrank legt. Auf keinen Fall aber sollte man Geräte in den Gefrierschrank legen, da die Feuchtigkeit darin einen Wasserschaden verursachen kann. Eine sehr viel sicherere Methode, um ein Gerät zu kühlen ist, es vor einen Ventilator zu stellen.
  • Geräusche hören auf, wenn man gegen das Gerät schlägt Falsch! Wenn ein Gerät laut ist, kann das darauf hinweisen, dass der Schreib-Lese-Kopf der Festplatte fest hängt oder über die Magnetplatte kratzt. Wenn man gegen das Gerät schlägt, solange die Magnetplatte sich dreht, riskiert man, den Schreib-Lese-Kopf noch weiter in die Platte zu drücken und den Schaden damit zu verschlimmern.
  • Ein Gerät mit Wasserschaden kann man mit dem Föhn trocknen Falsch! Ein Gerät mit heißer Luft zu trocknen, könnte direkte Hitzeschäden an den Komponenten und den Lötstellen verursachen. Der Föhn könnte zudem Wasser weiter in bisher unbeschädigte Bereiche des Gerätes hineinblasen.
  • Wenn Flüssigkeit in ein Gerät gekommen ist, hängt man es am besten verkehrt herum auf, damit die Flüssigkeit herauslaufen kann Falsch! Mit dieser Technik kann man vielleicht Teile der Flüssigkeit aus dem Gerät herausbekommen, aber man kann das Problem damit nicht gänzlich lösen. Zudem könnte die Flüssigkeit auf dem Weg aus dem Gerät heraus in Bereiche eindringen, die sie vorher nicht erreicht hatte, und dort weiter Schäden verursachen.
  • Ein Gerät nach einem Wasserschaden auszuschalten und einige Tage nicht aufzuladen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es später wieder funktionieren wird Wahr! Wenn das Wasser tief ins Gerät eingedrungen ist und einen Kurzschluss verursacht hat, ist ausschalten natürlich nicht mehr notwendig. Wenn das Gerät allerdings nur außen nass geworden ist, sollte man am besten warten, bis das Gerät vollständig getrocknet ist, um keinen Kurzschluss zu riskieren. Entscheidend ist, den Akku herauszunehmen und kein Ladegerät zu verwenden, bis das Gerät wieder trocken ist. Denn wie wir alle wissen, ist es keine gute Idee, Flüssigkeiten mit Elektrizität in Verbindung zu bringen.
  • Kohlensäurehaltige Getränke verursachen die schlimmsten Wasserschäden Wahr! Wenn man Flüssigkeit auf einem Gerät verschüttet hat, sollte das besser kein Getränk mit Kohlensäure gewesen sein. Denn diese verursacht wegen ihrer oft zuckerhaltigen Zusammensetzung (die Komponenten verklebt) und den zugesetzten Chemikalien (die Korrosion verursachen) größere Schäden als andere Flüssigkeiten.
  • Mit einem Staubsauger kann man die Flüssigkeit aus dem Gerät ziehen, wahr und falsch! Mit dieser Methode kann man wirklich etwas Wasser aus dem Gerät ziehen, aber es ist zum einen nicht die effektivste Methode und kann zum anderen das Gerät auch nicht reparieren.
  • Den Akku des Smartphones zu lange zu laden und ihn nicht bis auf 0 Prozent entladen zu lassen erhöht die Wahrscheinlichkeit für Datenverluste und technisches Versagen Wahr und falsch! Das gilt vielleicht für manche älteren Telefone, in denen ältere Akkutypen verbaut sind. Auf die neueren Lithium-Akkus hat Überladen keine Auswirkungen auf die Leistung oder die Lebensdauer mehr.
  • Ein neues Smartphone muss erst einmal vollständig aufgeladen werden, um die Lebensdauer seines Akkus zu optimieren Falsch! Den Akku ganz (oder eben nicht ganz) aufzuladen hat keinerlei Auswirkungen auf die Lebensdauer des Akkus eines Gerätes.

„Wir waren alle schon einmal in dieser Situation, in der man verzweifelt versucht, seine Daten zu retten. Und dann ist es schwierig einzuschätzen, ob ein Hausmittel wirklich dabei helfen kann oder ob es die Situation nur verschlimmern wird. Es ist eine natürliche Reaktion, alles zu versuchen, um seine Daten wiederherzustellen, aber manchmal kann das mehr schaden als nützen“, so Peter Böhret, Managing Director Kroll Ontrack GmbH. „Jeder selbständige Datenrettungsversuch birgt Risiken. Die Pros und Contras muss jeder Gerätebesitzer selbst abwägen, aber ich würde im Zweifelsfalle immer empfehlen, den Rat eines Experten einzuholen, um eine Verschlimmerung des Schadens oder gar einen permanenten Verlust nicht zu riskieren.“